Jens Winnig
Jens Winnig

Lebenslauf Heinrich

Lebenslauf von "Heinrich"

 

Der Museumsbus 6515 "Heinrich" hat schon eine interessante Gechichte hinter sich, die 1965 in Braunschweig begann und mit der Wiederinbetriebnahme am 30. April 2010 vorläufig endete. Mit der Taufe am 30. April 2010 auf den Namen "Heinrich" geht er in seinen zweiten Frühliing.


Die Geschichte der Büssing 1 1/2 Decker

Der nachfolgende Text stellt keinen Anspruch auf Vollständigkeit da, soll jedoch die interessante Nachkriegsentwicklung eines besonderen Omnibustyps skizzieren.

Die Firma Büssing

Erst im Alter von 60 Jahren begann Heinrich Büssing 1903 in Braunschweig mit dem Bau von Nutzkraftwagen. Bereits ein Jahr später wurde der erste Omnibus von der "Heinrich-Büssing-Spezialfabrik für Motorwagen und Motoromnibusse" entwickelt und auf der weltweit ersten Omnibuslinie, die Strecke Braunschweig – Wendeburg eingesetzt. 1909 gründete Heinrich Büssing hierzu die "Automobil-Omnibus-Betriebs-Gesellschaft Braunschweig" die 1919 von der Kraftverkehrsgesellschaft Braunschweig übernommen wurden ist. Daher sieht die KVG Braunschweig auch das Jahr 1909 als ihre Gründung an und plant in Zusammenarbeit mit dem Museum Schloss Salder eine Ausstellung und Veranstaltung zum 100 jährigem Jubiläum im Jahre 2009 (siehe auch hier). Die Firma Büssing war sehr fortschrittlich in der Entwicklung und ihrer Zeit weit voraus. Dieses setzte sich auch nach dem Tod von Heinrich Büssing 1929 fort.

Die Geschichte der 1 1/2Decker

Mitte der Fünfziger Jahre gab es die ersten Anzeichen, dass der Gesetzgeber den damals üblichen Busanhängerbetrieb aus Sicherheitsgründen verbieten würde. Heute im Rahmen einer Ausnahmegenehmigung wieder erlaubt.


Für viele Verkehrsbetriebe stellte sich nun die Frage, wie die bisher in Anhängern beförderten Fahrgäste nach der Gesetzesänderung bewegt werden sollten. Zwar gab es die heute noch bekannte Bauform der Doppeldeckeromnibusse schon seit den 20er Jahren, jedoch waren diese für viele Betriebe zu groß. Schon nach kurzer Zeit hatte die Firma Büssing zusammen mit dem Aufbauhersteller Ludewig aus Essen eine Lösung für das sich ankündigende Transportproblems entwickelt: Der 1 1/2 Decker. Mit dem 1 1/2 Decker konnte der Nachfrage nach modernen und größeren Bussen Rechnung getragen werden und so wurde 1956 das erste Fahrzeug diesen Typs ausgeliefert. Insgesamt wurden in Deutschland rund 800 1 1/2Decker gebaut, wovon 2/3 mit einem Büssing Fahrgestell versehen waren.


Noch heute gibt es viele relativ gut erhaltene oder restaurierte Mercedes 1 1/2 Decker, da noch sehr viele Wagen dieses Typs in den 70er Jahren gebaut wurden, einen restaurierten Büssing 1 1/2 Decker gab es in Deutschland jedoch nicht!

Einer dieser erhaltenen Mercedes Busse wird von der Verkehrshistorischen Arbeitsgemeinschaft der EVAG (Essen) betreut und war im September 2006 in Braunschweig zu Gast (siehe auch BIN Info
4/2006). Es handelt sich dabei um ein Fahrzeug in der alten Bauform aus dem Jahr 1974.

Die 1 1/2 Decker der Stadtwerke Braunschweig GmbH

Im Jahr 1958 beschaffte die Stadtwerke Braunschweig GmbH, wie die heutige Braunschweiger Verkehrs-AG damals noch hieß, die ersten drei Büssing 1 1/2 Decker, die mit den Wagennummer 78-80 in den Fuhrpark eingereiht wurden. Diese erste Serie wurde in Braunschweig auf den Linien 11 und A (spätere Linie 20) eingesetzt. In den Jahren 1961 bis 1963 kamen diese Busse ebenfalls in Berlin zum Einsatz, da durch die Mauerziehung und Trennung der Stadt nicht genügend Fahrzeuge zur Verfügung standen. Eine weitere Serie von 12 Exemplaren (6301 – 6312) von Büssing 1 1/2 Deckern wurde 1963 beschafft. Die Fahrzeuge der ersten Serie wurden 1969 ausgemustert und bis 1973 folgten dann die restlichen Exemplare. Fünf Busse waren anschließend noch bei der KVG Braunschweig im Einsatz und ein Wagen wurde in der eigenen Werkstatt durch das Entfernen des Oberdecks zum Werkstattwagen umgebaut (siehe auch „75 Jahre Stadtlinienverkehr in Braunschweig mit Büssing- und MAN Omnibussen“, Herausgegeben von der BIN).


Damit Sie einen Überblick über das bisherige Leben des Büssing 1 1/2 Deckers erfahren folgt nun ein Lebenslauf.

Im Jahr 1965 wurde dieser Bus für die Vestische Straßenbahn im Ruhrgebiet gebaut und dort mit der Wagennummer 249 am 10. Juli 1965 zugelassen und in Betrieb genommen und später in 2118 umnummeriert. Bereits Anfang der siebziger Jahre von der KVG Braunschweig übernommen und erhielt dort zuletzt die Fahrzeugnummer 3715. Das Fahrzeug kam in unserer Region im Stadtverkehr Salzgitter, sowie auf der Überlandstrecke Braunschweig – Salzgitter zum Einsatz.
 

Dieses Bild zeigt dem Bus bei der KVG Braunschweig mit der Wagennummer 3715. Aufnahme Bernd Jung; Sammlung Martin Ritzau
 

Diese Aufnahme von Bernd Jung zeigt den Bus auf dem Betriebshof Salzgitter-Lebenstedt.
 

 

Bild vom Bus im Deutschen Straßenbahnmuseum Wehmingen ca. 1980 Aufnahme Bernhard Terjung


Nach der Ausmusterung wurde der 1 1/2 Decker an das Deutsche Straßenbahn Museum in Wehmingen abgegeben. Durch den Konkurs des damaligen Vereines und einer nachfolgenden Neugründung wurde der Busbereich fast komplett aufgelöst. Durch diese Umstände stand auch der Büssing zum Verkauf und wurde durch ein Vereinsmitglied aus Wehmingen erworben und bei sich zu Hause abgestellt. In den Jahren 2000/2001 war die Üstra auf der Suche nach einem historischen Bus, um den Kunden zum 77 jährigen Jubiläum des Busbetriebes, ein historisch wertvolles Museumsfahrzeug bieten zu können. Bei dieser Suche wurde man auch auf den Büssing 1 1/2 Decker Aufmerksam und im Jahre 2001 wurde der Wagen schließlich übernommen, um ihn wieder fahrfähig zu restaurieren. Die geplante Aufarbeitung scheiterte schließlich und niemand wusste, was mit dem Fahrzeug nun geschehen sollte.


Erst Herbst 2004 gab es wieder Interessenten für das Fahrzeug. Hannoveraner Verkehrsfreunden wollten den Bus gegen einem anderen Büssing 1 1/2 Decker (Baujahr 1973), der in Wuppertal vorhanden war, tauschen. Erst durch Verhandlungen des Vereines „Heinrich Büssing Verkehrsgeschichte e.V.“, vertreten durch Herrn Jens Winnig, konnte erreicht werden, dass das Fahrzeug in der Region verbleibt. Im Frühjahr 2005 konnte der Verein den Bus von der Üstra übernehmen.



Bilder beim Verladen und Überführung vom Betriebshof Süd der üstra nach Blankenburg/Harz am 6. Juni 2005. Bilder Verein Heinrich Büssing Verkehrsgeschichte e.V.


Der Heinrich Büssing Verkehrsgeschichte Verein als Eigentümer des Fahrzeuges überlässt der Braunschweiger Verkehrs-AG das Fahrzeug als Dauerleihgabe. Seit dem 23.01.2007 ist nun die Braunschweiger Verkehrs-AG im Besitz des Büssing 1 1/2 Deckers. Dieses aus Blankenburg überführte Fahrzeug ist aber nicht „irgendein“ Bus, sondern der älteste original erhaltene 1 1/2 Decker Deutschlands!

Nach rund 40 Monaten und 8000 Arbeitsstunden hat die Werkstatt der Braunschweiger Verkehrs-AG unter der Leitung von Herrn Andreas Glaser in seinem heutigen Aussehen fertiggestellt. Das Wertgutachten vom TÜV gibt einen Wert von 320.000 € an, Damit ist der Büssing 1 1/2 Decker der teuerste Omnibus im Fuhrpark der Braunschweiger Verkehrs-AG.




Erste Probefahrt mit auf dem Betriebshof Lindenberg mit Fotoshooting am 19. Februar 2010.



Bild von der Pressevorstellung am 29. April 2010 auf dem Betriebshof Lindenberg der Braunschweiger Verkehrs-AG


Technische Daten:

BÜSSING Senator Verbund

Aufbau: Ludewig, Essen

Baujahr: 1965

Motor: U7 mt 110 kW/ca. 150 PS

Motorart: Diesel

Hubraum: 7416 ccm

Zylinder: 6

Motorbauart: Reihe

Getriebe: Büssing 5-Gang

Sitzplätze: 48

Stehplätze: 104

Bei dieser Zusammenstellung haben mitgeholfen: Martin Ritzau; Bernhard Terjung; Michael Stefan; Verein Heinrich Büssing Verkehrsgeschichte e.V.; Andreas Glaser, Braunschweiger Verkehrs-AG; www.anderthalbdecker.de

Danke sehr für die Unterstützung.

Sollten Sie noch weitere Bilder oder Fakten zum 6515 haben, würde ich mich über eine zur Verfügungstellung freuen.

Jens Winnig

 

 

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